Review

Gaussian Curve

Winter Sun / Fever Dream

Music From Memory • 2024

Nie wirkte ein sonniger Wintertag erfrischender, beseelender, ja: heilender als der erste Track dieser Gaussian Curve-Single. Es ist das erste Signal, das die Ambiente-Super-Group – bestehend aus dem Amsterdamer DJ, Kompilierer und Produzent Marco Sterk aka Young Marco; dem Schotten Jonny Nash, der seine Zelte und sein Label Melody As Truth bereits vor längerer Zeit in der niederländischen Hauptstadt aufgeschlagen hat und dem seit den 1980er-Jahren aktiven Veneziani Gigi Masin – seit ihrem Album »The Distance« in die Welt entlässt. Schon damals, 2016, auf Music From Memory eine Heimat findend, sind Gaussian Curve auch mit diesem 2-Tracker in Amsterdam unterwegs, wo sie Trost und Hoffnung spenden. Nach dem vorzeitigen und schockierenden Tod des Label-Co-Gründers Jamie Tiller wirkt die A-Seite »Winter Sun« tatsächlich wie ein Abschiedsgruß, flimmern die sanften Melodien aus Gitarre, Rhodes und Drum-Machine wie aus einer anderen, besseren Zeit zu uns herüber. Es ist der Sound, den Tiller und sein Freund Tako Reyenga seit Labelgründung propagiert und vorangetrieben haben. Die B-Seite »Fever Dream«, etwas weniger elegisch angelegt, dafür mit klaren Achtziger-Referenzen, irgendwo zwischen City- und Mutant Pop, mit wohltemperierten Jazz-Einflüssen und einer dahinpluckernden 303 – ebenso ganz große Kunst von dreien, die es können.