Review

Gerhard Heinz

The Story Of The Dolls OST

Vagienna • 2020

Und die nächste Arbeit aus dem drallen Œuvre des Gerhard Heinz wird von Vagienna (jener auf Sexsploitation-Soundtracks spezialisierten Private-Records-Tochter) mit einem Remaster bedacht: »The Story Of The Dolls« ist ein tropischer Junggesellenfilm aus dem Jahr 1984, in Deutschland als »Taifun der Zärtlichkeit« erschienen, gedreht und produziert von Hubert Frank, der die wenig überraschende Story eines umherreisenden Fotografen und seiner willigen Models erzählt. Damalige Playmates, Penthouse-Dirnen und Hardcore-Profis von Rang und Namen waren am Set, weshalb die Produktion in der Videothek eher vorne unterm Tresen des Inhabers, denn als Bückware hinten rechts neben den Klos zu finden war. Gerhard Heinz’ Score zum Geschehen ist für Vögelbeschallung zwar relativ aufgeräumt produziert, birgt aber tatsächlich einige fesche Porn Grooves zwischen Easy Listening, Balearic Beats und Italo-Schnulzenpop, die so einlullen, dass es stellenweise fast unheimlich wird. Wenn etwa in »I Like Home« sedierte Frauenchoräle über griechisch synthetisierten Gitarren säuseln, werden bei älteren Semestern womöglich Erinnerungen an die Insel der Sirenen aus »Asterix erobert Rom« wach: Im Comic wie im Film war sie ein Ort physischer Freuden, zu schön um wahr zu sein, an dem scheinbar niemand außer den Sirenen lange überlebt. Jüngere Hörer denken womöglich eher an Epsteins mittlerweile nicht nur durch Netflix prominente Karibikinsel Little Saint James – Paradiesvibes mit verdächtig bezirzendem Tenor. Dagegen könnten »Typhoon Alert« oder »The Storm« wegen ihrer bedrohlichen Atmosphäre auch gut und gerne von Bernard Herrmann stammen, während »Come And See The Miss Philippines Contest« mit Sicherheit den einen oder anderen Trunkenbold an den Strandbars Ibizas aufs Parkett locken würde. Nach drei Daiquiri, spätestens. Tendenziell also eher Mucke für Tage, an denen einem die Sonne so richtig aus dem Arsch scheint.