Review

Get Well Soon

Amen

Virgin • 2021

Reissue des Jahres 2023

Nicht den Service-Gedanken vergessen! Meint Konstantin Gropper natürlich als Scherz, aber der Name seines Projekts verpflichtet. Auch steht es so im Ankündigungstext seines neuen Albums. Seit seinem Debüt aus dem Jahr 2008 arbeitet Gropper als Musiker und Kopf hinter Get Well Soon. Und liefert zuverlässig erbaulichen und authentischen Indie-Sound. Auch auf »Amen«. Nur diesmal mit dem Unterschied, dass die Welt vielleicht nie dringender erbaulichen und authentischen Indie-Sound brauchte. Das sechste Album von Get Well Soon umarmt in großer Geste wieder einmal alle. In »This Is Your Life« verknüpft sich das mit einem tanzbaren Beat, in »Richard, Jeff & Elon« mit tragenden Synthies. Alles im gemäßigten Tempo. Alles durchdacht arrangiert. Was hier wie da Gropper zum Vorwurf wird. Schließlich war er auf der Popakademie in Mannheim. Deshalb sei Groppers Sound kalkuliert. Was sich bei diesen zwölf Songs aber nicht bestätigt. Vielmehr setzt »Amen« ein Zeichen für den Optimisten in uns. (Wie ließe sich sonst ein Stück mit dem Titel »I love humans« erklären?) Allerdings nicht mit der Brechstange, sondern dem nötigen Zweifel. Beginnt ja immerhin alles mit einer Computerstimme: »This is an intervention.« Also hingesetzt und nachgedacht. Schließlich hat Get Well Soon hier sein Pandemie-Album vorgelegt. Resilienz ließe sich der Platte jetzt andichten. Wenn jedoch »A Song For Myself« mit Bläsern und Chor vorlegt, wäre es schamlos untertrieben. Die große Geste kann Gropper noch. Und wenn »Mantra« dann noch zum vielleicht größten Popsong aus seiner Feder wächst, werden selbst ein paar einfache Worte zur Hymne: »You are here. It is time. Then why don’t you?« Eine wichtige Erinnerung. Und einen besseren Dienst am Publikum kann Get Well Soon kaum anbieten.

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