Im vergangenen Jahr haben Lara Rix-Martin und ihr Ehegatte Mike Paradinas ihren musikalischen Pärchen-Trip durch die 1980er Jahre bereits mit dem Albumdebüt »Love & Devotion« und der »Rain EP« ausreichend romantisiert. Die Straße zwischen Depeche Mode und Fever Ray, Ecke Trance-Pop scheint es Heterotic jedoch so sehr angetan zu haben, dass nun auch die zweite LP »Weird Drift« in den sphärischen Synth-Strängen jenes verträumten Jahrzehnts eingewickelt wurde. Mit einem entscheidenden Unterschied: War die schläfrigen Arrangements von Heterotic im letzten Jahr noch umschlungen von morbiden House-Klavieren, morphogenetischen Sequencer-Bits und der nicht totzukriegende 808, schummeln sich nun auch Übungsstücke aus dem neuzeitlichen Slow-Mo-R&B in die Produktionen. Im Vergleich zum Debüt ist »Weird Drift« somit weitaus zeitgemäßer ausgefallen, was auch an der Intonation vom heimlichen dritten Mitglied Vezelay liegt. Betrieb Nick Tabolts schwermütige Bristol-Belcanto auf dem Vorgänger noch regnerische 1980er-Verklärung, bereichert nun der Franzose Vezelay hier sechs der zwölf Stücke mit jenem turnhallendem Flüsterfalsett, das seit James Blake oder Toro Y Moi zum Konsens der sogenannten »Intelligent Dance Music« gezählt werden darf. Heterotic haben Darkwave gegen Chillwave eingetauscht – Instrumentals wie »Liverpool«, »Sultana« oder »Empires« zelebrieren gar eine beinahe soulig-süßliche Glückseeligkeit. »Weird Drift« rettet das zwar nicht vor der Fahrstuhlmusik-Falle, die solchem Traum-Trance-Pop naturgemäß in den Genen liegt, doch ist das immer noch hörenswerter als alle mürrischen Elektroaltgeräte, Baujahr 1980
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Grush
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