Review

Ibrahim Khalil Shihab Quintet

Spring

Matsuli • 2021

Für Crate Digger und Jazz-Connaisseure gleichermaßen dürfte »Spring« so etwas wie ein feuchter Traum sein: Unter widrigen Umständen im turbulenten Südafrika der späten 1960er Jahre aufgenommen, wurden erst die Original-Tapes zerstört und die Kompositionen gingen beinahe für immer verloren. Später wurden sie fälschlicherweise dem mitwirkenden Saxophonisten Winston »Mankunku« Ngozi zugerechnet und eben nicht Ibrahim Khalil Shihab, der – als wäre das alles noch nicht chaotisch genug – zum Zeitpunkt der Aufnahmen auch noch Chris Schilder hieß. Anstatt lediglich als Add-On zur Reissue von Mankunkus erfolgreichem Debütalbum »Yakhal’ Inkomo« erscheint »Spring« nun das erste Mal seit über 40 Jahren als vollwertiges Album. Gerade in den über zehnminütigen Stücken »Spring« und »The Birds« kann man den Frühling in der Kap-Region förmlich riechen. Beschwingt und sonnendurchflutet, einfallsreich und optimistisch klingen die fünf Stücke, über die Mankunku seine Melodien, Themen und Soli bläst – keine Frage, dieser Mann hat seinen Coltrane schon mit der Muttermilch aufgesogen. Neben dem Ausnahme-Saxophonisten überzeugen aber vor allem die Fähigkeiten Shihabs als Komponist, Pianist und Bandleader, der für seine damals 22 Jahre erstaunlich souverän und kohärent zwischen Swing, Post-Bop, Blues und Modern Jazz hin und her springt. »Spring« ist ohne Frage ein kleines fast vergessenes Jazz-Meisterwerk, das es unbedingt (wieder) zu entdecken gilt.