Diese Frau hat einiges im Köcher: Nach der knackigen EP Segmente, auf der JakoJako alias Sibel Koçer den Sound ihrer Berghain-Residency pointiert und souverän dokumentierte, überrascht sie auf dem neuen Album Tết 41 nun mit beatfreien, atmosphärischen Ambient-Tracks – und zeigt dabei ihre ganze Bandbreite. Die Modularsynthesizer-Spezialistin, Produzentin und DJ knüpft eher an frühere Werke wie Metamorphose oder Verve an und begibt sich mit minimalem Setup auf eine sehr persönliche Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte.
Entstanden ist das Album in ihrem Herkunftsland Vietnam, das sie gemeinsam mit ihrer Mutter rund um das Mondneujahrsfest Tết bereiste. Eingefasst von Field Recordings, die sie während der Feierlichkeiten aufnahm, endet der kulturelle Bezug aber schon dort. Vielmehr übersetzt JakoJako die vor Ort erspürten Eindrücke in ihre eigene Sprache elektronischer Musik: sanft und zurückhaltend, dann wieder raumgreifend und entrückt. Melodische und rhythmische Fragmente – Loops, Arpeggios – deuten technoide Konventionen an, doch ohne Bassdrum verströmt Tết 41 statt Party-Hedonismus eine meditative, fast spirituelle Erhabenheit.

Tét 41