Review

James Shinra

Surface EP

Analogical Force • 2022

Nach zwei Jahren veröffentlicht James Shinra neues Material bei Analogical Force, dem Label, das ihm zum Sprung zu Adressen wie Craigie Knowles, Feel My Bicep oder, schluck, Anjunadeep verhalf. Die »Surface EP« stellt ratternde Breakbeats und moderaten Four-to-the-Floor-Trott gleichberechtigt nebeneinander und trägt das Gespür für Melodien, das James Shinra über die Jahre erworben hat, unverhohlen, teils etwas zu plakativ zur Schau. Wo sich der Opener »Miluv« noch mit anmutig prasselnden Hi-Hats, einer auf- und abgrollenden Bassline, und federnden Chords in einen dramatischen, aber doch angemessen gefühligen Break rettet und das so entstandene Momentum routiniert ins Ziel bringt, übertreibt es »Circular« mit der Tech-House-Emotionalität. Der Track klingt mit seinem verhaltenen Tempo und der zuckersüßen Lead-Melodie wie der Erased-Tapes-Schmusesound von Kiasmos anno 2014. Anders »Ekko«, das von Takt Nummer eins an erst mal eine Acid-Walze ausrollt, später schemenhafte Pads über eine dumpfe Bassline legt und damit vieles richtig macht. James Shinra gehört dafür gelobt, dass er sich musikalisch mehr traut als die meisten seiner Genoss:innen. Wer auf Nummer sicher geht, macht sich schließlich auch nicht angreifbar. Dieser Leitsatz scheint den Briten entschieden zu langweilen, was die beachtliche Risikobereitschaft erklärt, die er fährt. Dass er sich das leisten kann, weil er schlicht ein starker Producer ist, belegt auch der abschließende Titeltrack, der ein ausgewogenes Verhältnis zwischen tiefschürfender Melodie und faszinierendem Drumming findet.