Review

King Krule

Man Alive!

Young Turks • 2019

King Krule ist endgültig in der Verweigerung angekommen. War »The Ooz« noch halbwegs zugänglich, ist »Man Alive!« (nur echt mit Ausrufezeichen) eine Platte voller Irrungen und Wirrungen. Und gab es bis 2017 noch Vergleiche mit den großen Songwritern, dürfte der Kritik angesichts dieser schwierigen Tracks nicht mehr viel einfallen. »Stoned Again« hangelt sich etwa am Bass entlang, Archie Ivan Marshall selbst schreisingt zur Gitarre, in den stillen Momenten lallt er. Wenn es heimeliger wie in »The Dream« zugeht, verbannt er konsequent jegliche Melodie. Das große Problem: Dieses Album will cooler sein, als es ist, will mehr Cool Jazz, mehr Kunst, mehr Arroganz sein, als letztlich aus diesen Songs rauszuholen ist. Synthetische Drums und Gesang neben der Spur retten keine Platte. Immerhin die Atmosphäre bleibt hier durchweg konstant. Was King Krule anpackt, formt er mit allen Möglichkeiten bis zum Ende. Nicht ein Song lässt den Verdacht aufkommen, dass hier jemand einen Hit hätte schreiben wollen, etwas, das auch nur im Ansatz beim ersten Hören verständlich wäre. Wobei sich »Man Alive!« eben doch schneller erfassen lässt, als vielleicht von King Krule gedacht. Wenn alles neben der Spur liegt, wirkt die Spur auf einmal doch ganz annehmbar. Spätestens wenn in »Theme for the Cross« die Substanz des Tracks zu ein paar Klängen von Bläsern zerbröselt. Kann man sich natürlich alles mit einem kulturtheoretischen Essay schönreden. Am Ende bleibt »Man Alive!« einfach ein Album, das man nicht besonders oft hören möchte. Nicht weil es so anstrengend wäre, sondern weil es einfach ein wenig eingestaubt und langweilig daherkommt. Selbst mit Ausrufezeichen.