Review

Laurent Petitgirard

Suite Epique

Superfly • 2021

Wer sich beim Cover von Laurent Petitgirards »Suite Epique« verschaut, reitet zwischen Kästners fliegendem Klassenzimmer und einem Ayahuasca-Seminar für gut betuchte Hustinettenbären auf Wolke Sieben-Achtel – im Jazzhimmel, versteht sich. Petitgirard, der 1950 in Paris zur Welt kam und bis heute als Dirigent vor Orchestern in Frankreich, China und Russland steht, hat in seinen Studentenjahren den Spätexistentialismus des Pariser Nachtlebens aufgeraucht. Und eine Platte produziert, für deren Impact man heute, Pi mal Daumen, 25 Resilienzratgeber wegbingen müsste, um das debile James-Last-Dauergrinsen zu verdauen. 1972 war das natürlich kein Thema, man hat geraucht und gesoffen, sich zur späten Stunde hinters Piano geklemmt, die Geige befidelt und auf dem Saxophon zu Pharao-Sanders-Platten herumgetrötet. Eine Heidengaudi! Weil »Suite Epique« keinen Heller umsetzte, also in die Hände von dubiosen Flohmarkt-Heinis fiel, die das Ding seither zwischen Bob-Dylan-Bootlegs und Tribal-Platten verstecken, musste ein Repress her. Die Pariser Typen von Superfly mit ihrem Knacks für japanische Coververzierungen liefern. Ein Album für alle, die derzeit zwischen Muriel Grossmann und Kamasi Washington nach links abbiegen wollen.