Review

Lemon Quartet

Artsfest

Last Resort • 2023

»ArtsFest« ist jene Art von Ambient Jazz, die man an einem grauen Sonntag hören kann. Zarte Töne hallen aus dem Nebenzimmer, während man selbst nicht aus den Federn will. Das zweite Album des Lemon Quartets ist warm, nostalgisch, verträumt. »ArtsFest« lässt bekannte Motive anklingen, wiederholt sie, langsam, bedächtig. Man könnte schwören, diese Platte in der Kindheit schon gehört zu haben. Doch »das Gedächtnis ist formbar«, lässt uns die Band wissen. Erinnerungen bilden die Vergangenheit nicht Eins zu Eins ab. Vielmehr schaffen sie erst ein Bild von ihr. Für das Lemon Quartet ist Erinnern ist eine kreative Tätigkeit. Schelmisch zitiert es die Musikgeschichte, spielt mit ihr. Dabei gelingt es den wehmütigen Amerikanern, eine wunderschöne Atmosphäre zu schaffen. Wie geübte Geschichtenerzähler vermeiden sie Verklärung oder Ausschweifungen. Leider sind sie zu vorsichtig. »ArtsFest« sticht aus der Menge melancholischer Ambient-Jazz-Alben kaum heraus. Es fällt mir schwer, Stand-Out-Momente zu benennen. Dies spricht einerseits für die Dichte der Atmosphäre, die das Quartett aus den Nebelschwaden der Erinnerung spinnt. Andererseits fehlen dem Ergebnis die Konturen. Vielleicht ist das in Ordnung. Wer einen gemütlichen Vormittag sucht, erwartet auch nicht, dass sich dieser ins Gedächtnis einbrennt.