Review

Leo Takami

Next Door

Unseen Worlds • 2023

Leo Takamis Musik strahle im Geiste wie die Sonne an einem unüblich warmen Wintertag, postuliert der Pressetext zur neuen Veröffentlichung des Japaners. Angesichts des Klimawandels und der Temperaturen in diesem Herbst dürfte der Tokioter Produzent also einer rosigen Zukunft entgegenblicken. In der Tat wirken seine Stücke wie für die späten Sonnentage im Jahr produziert, weil ihnen eine ans naive grenzende Sanftheit innewohnt, die keine Turbulenzen, sondern nur Zufriedenheit zulässt. Die drei Grundzutaten, die Leo Takami dafür verwendet, sind Gitarre, Klavier und Synthesizer, wobei Erstere am dominantesten erklingt. Aus »Beyond« an dritter Stelle lässt sich die musikalische Signatur dieses Albums am besten ableiten: Im Hintergrund wiederholt sich eine schöne Synthesizermelodie, die der Kankyō Ongaku, der japanischen Environmental Music, entlehnt ist. Vorne, davon quasi unbeeindruckt, findet Takamis Gitarrenspiel statt, das in Geschwindigkeit und Spontaneität Assoziationen mit der Hibbeligkeit Tom Mischs weckt. Takami kombiniert auf »Next Door« also Traditionelles mit Populärem, was in in weniger guten Momenten trivial wirkt, in guten aber eine Sorglosigkeit hervorruft, die sich seine Hörer:innen für die kalte Jahreszeit konservieren mögen. Titel wie »Winter Day« oder »Spring Snow« suggerieren das plakativ, wobei ausgerechnet das kaum zweiminütige »Road With Cypress And Star« eine rare Tiefe erreicht.