Dass man Lubomir Grzelak alias Lutto Lento teils noch vorstellen muss, ist verwunderlich, hat aber wohl damit zu tun, dass er in seinem Schaffen Kompromisse und Konzepte scheut. Noch auf seiner letzten EP hat der polnische DJ, Musiker und Mitbetreiber des Labels DUNNO mit der US-Sängerin Taylor E. Burch einen Abstecher Richtung Off-Kilter-Pop gemacht. Jetzt hat er mit der 7inch 2568 EP. seine erste Platte beim belgischen Label Meakusma vorgelegt, auf der er seinem Hang zum experimentell Unheimlichen weiter nachgeht – und wie immer hält er dabei Überraschungen bereit.
Im Opener »Go Eat Worms« kreisen eine Barockoboe (Wit Apostolakis-Gluziński) und Synths wie Geister umeinander; man hört dem Track an, dass Grzelak auch für Filme komponiert. »2568« führt als Herzstück mithilfe eines schief singenden Kinderchors, einer Harfe und dem betörenden Gesang von Antonina Nowacka in eine weite, wabernde und mystische Klangwelt. Und ein in jeder Hinsicht großes Finale ist »Bones and Trumpets«: Zu verhängnisvollen Synths tanzt ein breitbeiniger Beat, bis die Stimmung kippt und einem akustischen Sonnenaufgang gleicht, in dem sich Oboe und Saxofon zur melodischen Relaxation zusammentun. Lutto Lento ist gleichermaßen präziser Klangforscher und -erzähler – und genau das macht es so spannend, ihm zuzuhören.

2568 EP