Nach dem Bürgerkrieg wird abgerüstet: Während Nazar auf seinem Debüt Guerilla den angolanischen Bürgerkrieg verhandelte, richtet sich der Blick auf Demilitarize stärker nach innen – persönlicher, aber nicht weniger schwer. Trotz eleganterer Arrangements ist dies kein uplifting Kuduro-Album. Vielmehr erzählt es von Trauma und Heilung, von Krankheit, Liebe und Überleben. Das spiegelt sich schon in der Dramaturgie der Tracktitel: von »Core« über »War Game« bis hin zu »Disarm«, »Heal« und dem Schlusspunkt »DMZ« – kurz für »Demilitarized Zone«.
»Core« beginnt als düstere, fragmentierte Klangskulptur, deren Dringlichkeit aufgeladen wirkt. Bereits »Anticipate« lockert das Soundbild mit filigranen Rhythmen und transparenteren Texturen – ein verhaltener Wink in Richtung Tanzfläche. Doch bleibt Demilitarize eher ein autobiografisches Essay als ein Clubalbum. Nazar singt stellenweise selbst, seine Stimme jedoch stark verfremdet – eher als klangliches Element denn als klassisches Gesangsinstrument. In dieser Funktion ersetzt sie weitgehend die dokumentarischen Samples, die auf Guerilla zentral waren. Dadurch entsteht eine intimere, individuelle Atmosphäre – ohne das Politische ganz auszublenden. Das abschließende »DMZ« wirkt dann weniger versöhnlich als der Titel vermuten lässt. Doch eine demilitarisierte Zone ist letztlich immer nur ein Provisorium – ein Ort des Übergangs, kein endgültiger Frieden. Demilitarize setzt genau hier an: zwischen Entwaffnung und Erinnerung.

Demilitarize