Review

Melvins

Tarantula Heart

Ipecac • 2024

Seit über 40 Jahren gibt es die Melvins. Und nachdem sie sich jahrzehntelang immer wieder neu erfunden oder zumindest gehäutet haben, ihre ganz eigene Vision von schwerer Rockmusik verfolgt haben, schienen sie sich irgendwann vor vielleicht zehn Jahren ein wenig in ihrem eigenen Universum verloren zu haben. Daran änderten auch diverse Besetzungswechsel und Kollaborationen wenig. Dass sie nun, im 41. Jahr ihres Bestehens, mit »Tarantula Heart« eines ihrer besten Alben veröffentlichen, grenzt an ein kleines Wunder. Und dass sie dabei immer noch unverkennbar nach den Melvins klingen, erst recht. Es scheint das Prinzip der Improvisation zu sein, das sie beflügelt hat – laut Gitarrist und Sänger Buzz Osborne gab es diesmal kein Repertoire an Songs, mit denen die Band ins Studio ging. Stattdessen improvisierten Schlagzeuger Dale Crover und Gast Roy Mayorga (Ministry) die Grundlagen für die zwischen knapp vier und fast 20 Minuten langen Stücke, zu denen Osborne schließlich seine charakteristischen Riffs entwickelte. Ob es nun dieser forschende Geist ist oder etwas anderes, jedenfalls klangen die Melvins, zu denen neben Crover und Osborne seit einigen Jahren auch Bassist Steven McDonald gehört, lange nicht mehr so frisch, so frei, so unverbraucht und so beseelt. Das muss ihnen erst einmal jemand nachmachen.