Review Dance Electronic

MinaeMinae

Räumlichkeit

Marionette • 2023

Bastian Epple macht Musik mit ineinandergreifenden und doch diskreten Elementen. »Räumlichkeit« ist das dritte Album, das er unter seinem Pseudonym MinaeMinae veröffentlicht. Schon die Titel der 15 Stücke sind rätselhaft oder besser gesagt elliptisch, scheinen auf den ersten unaufmerksamen Blick aneinandergereiht einen Text zu ergeben und entpuppen sich bei genauerer Betrachtung doch als Wort-Sample-Collage. Die titelgebende Räumlichkeit beziehungsweise genauer eigentlich Standortbeschreibungen scheinen sich dennoch als Leitmotiv durch sie zu ziehen. Das macht sie zu einem verlässlichen, wiewohl enigmatischen Schlüssel für die durch sie benannten Musikstücke. Schon der Opener »Schaue dir« erinnert ein wenig an Jan Jelineks Jazz-Abstraktionen, verschränkt warme Klangtexturen mit hellen perkussiven Klängen und einem Unterwasser-Saxofon-Lick miteinander, »insbesondere, wenn« macht mit Mbira-Rhythmen, Hi-Hat-Geklacker und dem dezenten Einsatz von Rohrblattinstrumenten weiter.

Es gibt kaum etwas, das diese beiden Stücke konkret zueinander in Bezug setzt und doch scheinen sie logisch ineinander zu greifen. So geht es durch das gesamte Album, auf dem selbst wummernde Kickdrums (»jetzt Einwände kommen«) oder funkige Harmonien (»(genau genommen die Erddrehung)«) nie stören, sondern nur immer weiter ausdifferenzieren. Was die einzelnen Stücke ausmacht, ist ihre (klang-)räumliche Beziehung der einzelnen Elemente zueinander, und was sie miteinander in Verbindung setzt, ist die Stringenz, mit der Epple das mit immer anderen Mitteln – Modular-Synthese vor allem, Tape-Echos Samples und Gitarre sowie anderen akustischen Instrumenten – umsetzt. Das schafft natürlich eine Vergleichbarkeit zu (Post-)Minimal Music oder gar Clicks’n’Cuts-Musik, wenn diese einen organischer wirkenden Anstrich bekäme. Es reiht sich aber genauso gut in den Katalog von Epples Label Marionette ein, wo Benjamin Kilchhofer oder Julian Sartorius auf ganz unterschiedliche Weisen auf ihren jeweiligen Alben sehr ähnlich vorgegangen sind.