Review

Motion Sickness Of Time Travel

Motion Sickness Of Time Travel

Spectrum Spools • 2012

Wie sich zeigt, kann Vintage-Technik noch immer Ehrfurcht einflößen. Und Rachel Evans steht auf Vintage. Einige ihrer Veröffentlichungen seit 2009 erschienen ausschließlich auf der guten alten Kassette. Und ihre Musik schäumt regelrecht vor analogen Synthesizern. Gepaart mit einer enormen Produktivität (sieben Soloalben in drei Jahren, dazu etliche Split-Veröffentlichungen und drei weitere Projekte) entsteht auf dem selbstbetitelten Alben eine ausufernde Klangwelt, die wie eine Werkschau anmutet. Diese Schau ist weniger auf Motion Sickness Of Time Travel beschränkt, sondern umfasst die gesamten fünf Jahrzehnte der Synthesizer-Musik. In den mäandernden Texturen tauchen wie kleine Gedankenfäden alle jene für kurze Referenzsekunden auf, welche die galaktischen Tiefen der Synthesizer seit den 1960er Jahren ausgelotet haben: Pink Floyd, Popol Vuh, der frühe Brian Eno und Tangerine Dream, Suzanne Ciani und Jean-Michel Jarre, The Future Sound Of London, Banco de Gaia und Lawrence English. Letzterer übernahm auch das Matering des Albums. Rachel Evans präsentiert diese Referenzierungen jedoch nicht als nerdig-protzige Lehrstunde. Die Musikerin lässt sich treiben und die Klänge und Strukturen über vier zwanzigminütige Stücke selbstständig ihren Weg finden. Allein die sporadischen Gesangspuren erscheinen etwas kitschig in diesem ohnehin weichen Mäandern. An Erinnerung bleibt am Ende wenig. Nur das vage Gefühl kompletter Ruhe hallt nach.