Review

Eric Lanham

The Sincere Interruption

Spectrum Spools • 2012

In regelmäßigen Zyklen wird in den Ecken der populären Musik, an jenen Grenzen, in deren Verlauf ernsthafte, improvisierte, experimentelle Musik zusammenlaufen, eine Art Musik entwickelt, die es v.a. jungen Männern gestattet, auf eine sehr nerdhafte Art poetisch sein zu dürfen. Diese Entwicklung könnte nach »Krautrock« und »Post-Rock«, jetzt eine weitere Facette entfalten, für die ich einfach mal den Begriff »Synth-bop« gebrauchen möchte. Damit sei eine Musik umschrieben, die auf den Synthesizer als kleinsten gemeinsamen Nenner setzt, an Improvisation, Harmonie und Minimalismus geschult ist und sich ansonsten durch Virtuosität am Instrumentarium und eine ausgeprägte Liebe zu Maschinen zu erkennen gibt. Ich finde aber auch den Begriff »Synth-poetry« ganz gut passend, zumal wenn man die Musik, das Artwork, die Titel, die preisgegebenen Informationen et cetera als eine Einheit versteht. Eric Lanham, gerade ansässig im US-Bundesstaat Kentucky, ist einer dieser Jungspunde und »The Sincere Interruption« ist eine Zusammenstellung von im März 2012 aufgenommenen, live improvisierten Soloarbeiten des Musikers, der in der Vergangenheit bereits mit den Caboladies als Trio spielte. Lanham musiziert hier auf Gerätschaften á la mode, die in Form eines Gedichtes auf der Rückseite der Schallplatte arrangiert sind: Access Virus TI/ Elektron Octatrack/ Roland V-Synth/ Alesis QX-49/ Shure SM49. Die Poesie des Nerds. Die Maschinen stellen für Lanham also das Material zur Verfügung und durch sie entstehen hier die Ideen – und nur der Bruchteil einer Reflexion darüber zeigt sich hier in Präzision. Die »21:00«, »Position: BWIK 15« oder »SDF 689« benannten Tracks, sind dabei variantenreich. »Handling Noise« zu Beginn z.B. setzt in seinen anderthalb Minuten Spielzeit alle 20 Sekunden auf einen neuen Kniff, während das folgende »21:00« sich minimalistisch wandelnd sechseinhalb Minuten auf einer Idee ausruht. Was man hier durchaus als Kompliment nehmen kann, denn Lanham versteht es seine Einfällen in einer Form zu entwickeln. Und er weiß auch zu variieren und setzt neben seinen auf Synthesizer beruhenden Stücken auch mal wie bei »AM/ER JOS« und dem Titeltrack »The Sincere Interruption« auf einen Sampler als Grundlage seiner Ausarbeitungen. Dem Sounddesign schadet das nicht. Das kann dann schon auch an Veröffentlichungen von Mille Plateaux in den 1990er Jahren erinnern, allerdings – so mein Gefühl – ohne den akademischen Habitus. Hier geht es mehr um Leidenschaft.