Drei Jahre nach »Embryo«, das mit seinem Genpool aus Straßenrap und den HipHop-Wertevorstellungen des End-90er-Deutschraps Hoodboys wie Hörsäle erreichte, hat sich MoTrip den Ruf als Durchreiche-Feature weitgehend entledigt und ein eigenes Standing in der Szene erarbeitet. »Mama«, das Nachfolgealbum wird diesen Umstand zwar nicht zementieren, aber verakern. Denn wie der 27-Jährige Weltschmerz-Gedanken und Persönlichkeitsreflektionen spielerisch mit Rapskills umschmeichelt, bleibt weiterhin ein perfekt-abgeschmecktes Kopfkino. Neben den üblichen Hoheitsansprüchen und allerlei HipHop-Streberkram besticht MoTrips (sub-)textuelle Ebene aber dieses Mal stärker durch Selbstzweifel: »Ich weiß nicht, wem ich Recht geben soll/ Jede Idee trifft auf zehn, die sie schlechtreden wollen«. »Mama« ist eine Ode an die Menschlichkeit. Wie schon bei Ali As‘ Album beweisen Eli und David Rouff geschmackliche Sicherheit, klassische Hiphop-Arrangements mit Zeitgeist-Pop zu kombinieren – der Bass ist geerdet, die Synthies zirpen, die Drums scheppern. Doch schaffen es die breitsprektralen Produktionen MoTrips Bekenntnisse zur Humanität leider nicht überzeugend zu unterstreichen – ein Problem, mit dem auch schon »Amnesia« zu kämpfen hatte. Vielleicht erstrahlt »Mama« erst wenn die sorglosen Sommerstunden gegen graumelierte Regentage eingetauscht wurden, doch oft scheint es so, dass die fragile Emotionalität der Eingängigkeit geopfert wurde. So wirken selbst nachdenkliche Stücke wie »Gegenwart« erstaunlich nüchtern. Man möchte MoTrip kein Pop-Kalkül vorwerfen, dafür ist Präsenz wie Delivery zu eindringlich und die Tracklist zu Hiphop geraten. Doch würde »Mama« eine Schulnote bekommen, wäre es eine (zu) glatte Eins.
Mama