Review

Nucleus

Alleycat

Be With • 1975

Mit »Alleycat« wird nun auch das achte Album, das die legendären Jazz-Rocker von Nucleus in der kurzen Zeitspanne zwischen 1970 und 1975 auf Vertigo herausbrachten, wiederveröffentlicht. Und das lohnt sich, zeigt es doch eine andere Schattierung des typischen Nucleus-Sounds: mehr Funk und offenere Strukturen, die ausgedehnte Solos erlauben, und weniger riff-basierten Prog-Rock. Ian Carr und sein ständig wechselndes Ensemble (man kann sich gerne mal die lange Liste der ehemaligen Bandmitglieder auf Wikipedia ansehen) zeigen auf den fünf teils ausufernden Stücken nicht nur ihre musikalische Meisterschaft, sondern auch dass die Alleycat auf dem Albumcover tatsächlich ein Leopard ist. Statt domestiziertem Stubentiger oder zahmer Schmusekatze ist dieser Straßenstreuner ein wildes, gefährliches Raubtier. Es gibt zwar auch wohl dosierte Momente des Durchatmens, in denen die Mieze schnurrt und anschmiegsam um unsere Beine scharwenzelt, doch meist zeigt sie ihre Krallen und scharfen Zähne, faucht und keift. Die Wah-Wah-Gitarren von Ken Shaw jaulen auf. Die druckvollen Drums und Percussions von Roger Sellers lassen das Herz rasen. Sax, Flöten, Keyboards und natürlich Ian Carrs Trompete halten einen stets auf den Zehenspitzen und in nervöser Alarmbereitschaft. Bei längeren, teils atonalen Soli mit Jazz-typischen Triolen-Kaskaden können zufällig Mithörende dann schonmal entnervt aufstöhnen und verlangen, dass man das »unmelodiöse Gegdudel« doch bitte leiser stellen solle. Für Aficionados des Fusion-Jazz gibt es auf »Alleycat« aber nach wie vor jede Menge Spannendes zu entdecken.

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Nucleus
Alleycat
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