Review

Ozean

Ozean

Numero Group • 2024

Die Lynch-esqueste Veröffentlichung des Spätsommers kommt zu uns aus San José, Kalifornien. Ozean war eine Band, vierköpfig und kurzlebig, die 1991 eine Demo aufnahm, zwei Shows spielte und dann für immer verschwand. The Numero Group hat die Kassette neu gemastert und sie auf Schallplatte nachgepresst. Wenn man die Titel des Werkes ließt, ist man dem Vibe direkt auf der Spur: »Scenic«, »Fall«, »Porcelain« –– melodramatisch, dreamy, fragil. Genau die Band, die eben Lynch für die Live-Auftritte in seinen Filmen engagiert.

Der Himmel tut sich auf, die Gitarrenwand bleibt standhaft, die Vocals hauchen Unendlichkeit, während das Publikum unter der Disco-Kugel wie angewurzelt vor der Holzvertäfelung sitzt und den Blick im Nebel verliert. »Ozean« ist für Nachtfahrten, für gosling’sche Stoik im Angesicht des Dramas, für Teenage-Dreams, die nicht platzen, sondern langsam verblassen. So viel Sehnsucht. So viel Wehmut. Und dabei ist es erst der Abschiedsball.