Etwas mürrisch blicken die fünf Jungs durch ihre voluminösen Seitenscheitel, die ihr halbes Gesicht verdecken, in die Kamera – eng aneinander gekuschelt unter dem Schutz eines erlegten Wildschweinkopfes. Wer sich noch an das düstere Cover ihres Debütalbums von 2007 erinnert, kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch alle Befindlichkeiten über den extremen Look der britischen Garagen-Rocker von damals beiseite: The Horrors sind zurück – gewohnt cool, in teilweise neuer Besetzung und mit einem derartigen Knall, dass man bei ihrem sechsten Album in fast 20 Jahren Bandgeschichte durchaus von einem musikalischen Monument sprechen kann.
»Night Life« glänzt in jeder Hinsicht monumental: Dem frühen Goth Punk setzt die Band nun eleganten Industrial entgegen – im Opener »Ariel« begleitet von ätherischen Chören und den harmonischen Stimmen von Frontmann Faris Badwan und Neuzugang Amelia Kidd. Die Horror-typische Brachialität gipfelt in »Trial By Fire«, wo die geschrienen Worte wie Fäuste in den Gehörgang schlagen – nur dass es nicht weh tut. Im Gegenteil: Der Gedanke an die kollektive Ekstase beim nächsten Live-Gig hat etwas Heilsames. Momente des Innehaltens gibt es dank warmer, flirrender Synthies und dem flirrenden Intermezzo, das passenderweise »When The Rhythm Breaks« heißt. Es ist genau diese Unterbrechung des Rausches, diese atmosphärische Stille, in der die Gedanken manchmal auf Hochtouren laufen – aber anstatt sie zu verdrängen, lädt die Platte dazu ein, sich ohne schlechtes Gewissen dieser nächtlichen Melancholie hinzugeben.

Night Life Black Vinyl Edition