Review

Pom Pom

Untitled II

A-Ton • 2019

Letztes Jahr Ostgut Ton nun die Tochter A-Ton Pom Pom bringen den zweiten Release abseits des eigenen Labels heraus und fügen der Sound-Palette neue Schattierungen des ureigenen Eklektizismus hinzu: Minimalistischer Techno ist auf »Untitled II« ebenso zu hören, wie obskurer Ambient und bleepender House, Post-Punk und febriler EBM. Stilistisch meistens irgendwo dazwischen, setzt jeder Track die Erwartung dessen zurück, was nun folgen könnte. Startet »Untitled 6« noch mit geisterhaften Lauten und zeitgenössischer Weltraum-FX-Klaviatur, sind wir zwei Tracks später schon fast bei den Arpeggien eines Carpenter-Scores angelangt. Von hier geht es nahtlos weiter zum subterranen SciFi-Ritt »Untitled 9« mit seinen züngelnden Double-Time-Hats und treibender Panikatmosphäre. Auf der B-Seite ist der Pom-Pom-Kosmos dann aber plötzlich ganz ruhig und dröhnt sanft vor sich hin. Wie weit »Untitled 10« noch von verrauchtem Spelunken-Post-Punk entfernt ist, bleibt bis zum Ende im Dunkel. Immer wieder aber glaubt man der Überzeugung, einer dreiköpfigen Band mit Gitarrist, Drummer und Keyboarder zu lauschen, was trotz aller Vielfalt im Backkatalog des Projekts so noch nicht vorkam. Gelungene Reminiszenzen an Bleep-Perlen der ganz frühen Neunziger und ein Outro wie von Actress entworfen lassen einen am Ende etwas perplex zurück. Wird derart viel Facettenreichtum anderswo sonst nicht mal schnell zum Kult erklärt, sofern Marketing und Hype das hergeben? Bei dieser projektgewordenen Metamorphose sind solche Fisimatenten nicht mehr nötig – die Köpfe dahinter spielen längst auf einem ganz eigenen Level.


Zeitgleich mit »Untitled II« erschien übrigens ein über fünf Stunden langer DJ Mix der an vielen weitgehend unbemerkt vorbei ging, die Kultfrage im Falle Pom Pom aber endgültig beantworten dürfte.