Review

Precipitation

Glass Horizon

100% Silk • 2022

Das erste Album des in Tokio ansässigen Produzenten Zefan Sramek alias Precipitation funkelt wie ein Heilkristall. Ambient und Field Recordings vermischen sich, ein paar Reste von House lassen sich finden. Beim Hören von »Glass Horizon« sind wir ganz bei uns selbst, kitzeln die Synthies unseren Solarplexus. Dass dieses Album nicht komplett in New Age abdriftet, liegt daran: Sramek weiß genau, dass er seinem Sound mehrere Schichten verpassen muss. Dazu lässt er Leerstellen. In »Breakwater Acid« gibt es fantastische Lücken in den Melodien, die den Track erst wirken lassen. Es geht nicht darum, dass dieser Sound nur einwickeln soll. Klar, da sind Wellen, Vogelgezwitscher und Grillen, aber »Glass Horizion« wird deswegen nicht zur Hintergrundmusik. Allein »Futatsugamé Contemplation« schraubt sich schon mit aller Entspanntheit ins Stammhirn. Alles zurückgelehnt, alles sphärisch. Dass Sramek sich die Inspiration für dieses Album durch wochenlanges Schlafen in einer Hängematte besorgte, zeigt sich in jedem Track. Die Field Recordings setzt Sramek zudem sehr behutsam ein. Wenn der Opener »Gradient« mit Wellen anfängt und bald in einem Rhythmus abtaucht, wird klar: »Glass Horizon« ist der Gegenentwurf zu den hektischen Momenten in Clubs und eben jener inhaltlosen Hintergrundmusik von Reels und Shorts. Hier nimmt sich jemand noch Zeit. Einziger Kritikpunkt: Dem Album liegt keine Hängematte bei.