Der Begriff »Tanzmusik« hört sich fies an. Man denkt an eingeölte Quadratkörper, die zu ihre Muskeln anspannen oder an eine nervtötende Spielart lateinamerikanischer Musik. PTTRNS »Body Pressure« aber ist durch und durch Tanzmusik – und man kann sich trotzdem wohlfühlen damit. Wie ist das möglich? Die Mischung macht‘s. »Body Pressure« ist genauso eingängig, wie ihm die Lust an kreativer Tüftelei aus den Poren läuft. In einem Schwung sacken die Jungs aus Köln und Bielefeld Einflüsse aus Disco-Funk, Synth-Pop, 80er-Kitsch und Afro-Beat ein und besprenkeln so ihre Songs mit bunten Farben. Der Rhythmus hat etwas von einer Visualisierung im Windows Media Player: zieht sich zusammen und explodiert im nächsten Moment farbgewaltig in aller Richtungen. Hauptverantwortlich für die Dynamik der Songs ist die Interaktion zwischen akustischen und elektronischen Instrumenten. Schlagzeug, Bass-Gitarre und blühende Perkussion-Instrumente bestimmen den Groove, das Keyboard die Harmonie. Dass sich jedes Element gleich stark entfaltet, liegt an der Art und Weise, wie die Songs arrangiert sind: Nie die vier Minuten unterschreitend, schwärmen sie zu allen Seiten aus; immer wieder verändert sich das Tempo, so dass jeweils ein anderes Element des Sounds in den Fokus rückt. Kunstfertige Tanzmusik also. Das Album schwächelt, wo es langsamere Töne anschlägt. In diesen Songs funktioniert nicht mehr, was zuvor das entscheidende Detail war: Das Falsett als verletzlicher Gegenpart zum hedonistischen Galopp über quirlige Beats.
Domenique Dumont
Deux Paradis
Antinote