Review

Rashad Becker

Traditional Music of Notional Species Vol. II

PAN • 2016

Der Name Rashad Becker ist in der Techno-Szene bereits eine Art Qualitätsurteil an sich. Dutzende Releases pro Jahr listen ihn mit dem Verweis auf seine Arbeitsstätte Dubplates & Mastering (kurz: D&M) auf, er selbst aber hat es bislang nur auf zwei komplett eigenständige Releases gebracht. Mit ihnen könnten die meisten Techno-Heads vermutlich wenig anfangen. Mit »Traditional Music of Notional Species Vol. I« erschien 2013 sein Debüt auf PAN, das sich – ob mit der verknirschten musique concrète der ersten Labeltage oder mit der zerlegten Clubmusik, die derweil dort zu hören ist – auch mithilfe Beckers eine eigene musikalische Note im stilistischen Handgemenge gesichert hat. Es war ein merkwürdiges, unbestimmbares Album, irgendwo zwischen erfundener Ethnologie und gefakter Akustik. Ein konzeptueller Witz vielleicht oder doch eine ernstgemeinte Utopie eines kommunistisch veranlagten Mastering-Genies und Künstlers. Musik, die trotz des Namens auf dem Cover keine Autorschaft für sich beanspruchte und keine Identität zu haben schien. Der zweite Teil knüpft dort an. Zum Teil könnte die plärrende Musik sich gut und gerne als unentdecktes Material aus den Anfangstagen der elektronischen Musik tarnen, mal aber scheint sie explizit regionale Musiktraditionen aufzugreifen. Syrisches Quäken, marokkanische Gnawa-Vibes am Modular-Synthesizer, sowas in der Art? Schwer zu sagen und deshalb umso faszinierender. Die »Themes« und »Dances«, wie die durchnummerierten Stücke benannt sind, schaffen ein bizarres Verwirrspiel. Eine seltsam vertraute und doch fremdartige Musik. Der Name Beckers wird auf dem Cover übrigens von anderer, fremdartiger Schrift überlagert, immerhin ist so faceless wie Techno eigentlich mal sein wollte.

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