Cara Tolmie beschreibt sich selbst als »Artist, musician, performer, DJ, pedagogue and researcher complexifying the bind between voice and body via mesmerising and uncanny vocalisations«. Und tatsächlich komplexifiziert sie mit ihren Vocals auf Body Lapse ohnehin schon Hochkomplexes bis zur Belastungsgrenze. Für das Album hat sie sich mit Rian Treanor zusammengetan, der bereits auf ATAXIA (2019) rasante, polyrhythmische Beats mit artifiziellem Stimmengewirr verknüpfte.
Tolmie verleiht seinen hyperaktiven Konstrukten, die nervös flatternden Footwork mit dem dumpfen Grollen von Bass Music kombinieren, ein menschliches Antlitz – mit einem enormen stimmlichen Variantenreichtum. Und dieses setzt sie so wohlüberlegt ein, dass es zum musikalischen Grundriss passt.
Über dem atonal wabernden Fundament von »Incongruous Diva«, das an Gábor Lázár erinnert, wehklagt sie in expressiver Manier im Stile Björks. Den vorsichtigen Dubstep von »Out Of« nimmt sie mit bedachter Spoken-Word-Poetik auf, während Versatzstücke ihrer Stimme auf »Inuti-I« zum Taktgeber werden – abgehackt, stotternd, desorientiert, zwischen Gesang und Rückversicherung ihres Selbst schwankend. Eine Mischung aus Beatrice Dillon und Errorsmith. Hervorzuheben ist außerdem der astreine Pop-Song »My Little Loophole«, der Tolmies Stimme in schwindelerregende Höhen pitcht und mit geradem Beat wie FaltyDL zwischen Techno und Hyperpop vermittelt.

Body Lapse