Review

Roger Doyle

Oizzo No

Cacophonic • 2018

Bei »ernster« Musik ist für viele geneigte Hörer ja schnell Schluss mit lustig. Will sagen: Für sie gehört Humor nicht zur heiligen Sache der Musik. Ist auch heikel. Können halt nicht alle. Beim irischen Komponisten Roger Doyle braucht man sich in der Hinsicht keine Sorgen zu machen. Der hat auf seinem Debütalbum nicht allein Humor bewiesen, sondern auch seine mangelnde Bereitschaft, sich auf ein eindeutiges Fach festzulegen. Auf Englisch sagt man so schön »pigeonhole« dazu. Heute hat man, gerade bei der Elektroakustik, gern so spezialistische Erscheinungsformen, bei denen Komponisten die immer noch vielfältigen Möglichkeiten des Klangs im Mikrobereich erkunden, aber dann im Ergebnis recht homogen wirken. Roger Doyle hingegen nimmt sich alle Freiheiten, macht auf seiner ersten Platte »Oizzo No« von 1975 immer neue Fässer auf. Tonbandschnippeleien, dazu Elektronisches und »normale« Instrumente? Kann er. Im Titelstück etwa. Durchgeknallt-kindliche Klavier-Variationen auf einem »special piano«? Bitte der »Bitter-Sweet Suite« ein Ohr schenken. Geloopte Spoken-Word-Melodien? Macht Doyle in seinem »Obstinato« vor, bloß eben in komisch. Neue Musik mit Dudelsack, Irish Harp und Tin Whistle? »Ceol Sidhe« hat sie alle. Was diese Sammlung früher Stücke aus Doyles Studienzeit freundlich, aber bestimmt zusammenhält, ist sein absurder Witz. Den hat er, und das macht »Oizzo No« zu einer Platte, die man erst hören muss, um zu wissen, dass sie einem gefehlt hatte. Und hatten wir nicht alle schon die Frage: »Why Is Kilkenny So Good?«