Review

Sepehr

Shaytoon

Dark Entries • 2020

Wieder so ein Titel, der unerwartet aktuell erscheint. Dass der in San Francisco ansässige Produzent Sepehr Alimagham auf seinem Debütalbum »Shaytoon« gleich die zweite Nummer »Contamination« genannt hat, lässt ihn fast wie den Produzenten der Stunde wirken. Man möchte sich in diesem Fall reflexhafte Verweise auf die Weltlage aber am liebsten verkneifen und einfach nur hören. Denn Sepehr baut in seine Tracks punktgenau gesetzte Rhythmus-Stolpereien hinein, die frühen Detroit-Techno als Vorbild erkennen lassen, sich aber nicht mit solider Stilsicherheit zufriedengeben, sondern selbständig fortentwickeln. Das zeigt sich an Details wie dem Zusammenspiel von Stimmen und Beat etwa in besagtem »Contamination« oder, noch stärker, in »Coup d’état«, für das Sepehr die gesprochenen Worte eine Frauenstimme seziert und als zweite Rhythmusspur gegen den Drumcomputer laufen lässt. Und wenn ihm danach ist, lässt er es halt Acid werden. Mit aller Kraft, die dazugehört. »Shaytoon« enthält zudem noch eine Schicht, die sich beim Hören eher indirekt erschließt, hat Sepehr doch einer Reihe von iranischen Alben, mit denen er in den Siebzigern aufgewachsen ist, seine Referenz erwiesen. Wie, bleibt ein bisschen sein Geheimnis, es könnte aber dazu beigetragen haben, dass seine Platte so durch und durch inspiriert klingt. Schließlich steht hinter jeder Musik, die etwas Eigenes bietet, irgendwo am Anfang die Musik von anderen.

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Sepehr
Shaytoon
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