Shad dürfte der unterschätzteste Rapper der letzten Jahre sein. Seine letzten Alben waren von vorne bis hinten Bretter. Und auch das vierte Album des Kanadiers Shadrach Kabango wird vermutlich wieder nur in Kennerkreisen kursieren. Weil Shad anders ist. Weil seine Texte Ausdrucksstärke besitzen. Weil seine Beats unkonventionell sind. Alternative HipHop, der sich längst von der reinen Opposition zum Mainstream verabschiedet hat. Shad setzt mit seinen 31 Jahren die passenden Marken in seine Tracks. Da wäre etwa »He Say She Say« erzählt von einer Liebe ganz ohne Kitsch und Romantik. »Then I wanted to do a verse about how they worked it out, but…«, ist die Ansage in der Hook. Ein paar Bläser deuten da eine Melodie an, der Beat versinkt in leichter Melancholie. Daneben steht ein Track wie »Progress (Part 1 American Pie, Part 2 The Future Is Here)«, in dem Shad sehr politisch wird. Er okkupiert Don McLeans »American Pie«, dreht den Song um und zeichnet ein bitteres Bild der amerikanischen Gesellschaft. Niemand vermischt so überzeugend das private Leben mit dem Politischen. Niemand betrachtet die Dinge so im Ganzen wie Shad. Die Beats sind warm und organisch, aber immer wieder gibt es Einflüsse aus Soul oder IndieRock. In »Fam Jam« nudelt sich eine Gitarre herrlich ab, während Shad seine Worte auf die Takte legt. Die Bläser heben das Ding in der Hook dann ein ganzes Stück nach oben. Es gibt nur wenige Rapper, nur wenige Künstler, die so dicht und so gut wie Shad arbeiten. Hier sitzt jeder Beat, jedes Wort. Das wäre dann das nächste Brett in der Diskographie des wohl unterschätztesten Rappers der letzten Jahre.
Shad
TSOL
Decon