Als Širom vor fast einem Jahrzehnt auf der Bildfläche auftauchten, erfand das Trio Folk für eine globalisierte Welt – und sich seitdem immer wieder neu. In The Wind Of Night, Hard-Fallen Incantations Whisper ist das fünfte Album von Ana Kravanja, Iztok Koren und Samo Kutin, ihr viertes für das Glitterbeat-Sublabel tak:til. Nach dem dronigen The Liquified Throne of Simplicity greifen die Drei nun zu jeweils mindestens einem halben Dutzend Instrumenten, um damit leichtere und melodischere, aber nicht minder komplexe Musik zu machen.
Bereits der über 16 Minuten lange Opener »Between the Fingers the Drops of Dawn« bringt einen gamelanartigen Groove mit Minimal-Music-inspirierten Balafon-Patterns zusammen, während ein oder mehrere Saiteninstrumente – wer kann das schon genau sagen – ein farbenfrohes Chaos um sie herum entzünden. Es bleibt nicht dabei, denn Širom kombinieren nicht nur verschiedene Musiktraditionen und unkonventionelle Klänge zu einer idiosynkratischen Ästhetik, sie haben auch die Kunst des Storytellings gemeistert: Dies ist nur der erste wilde Trip einer längeren Reise, die durch verschiedene Tempi, Stimmungen und Intensitäten führt.
Da gibt es sanfte Kammermusik-Sinfonien, die sich zu feurigen, von wortlosen Klageliedern kontrapunktierten Drum-Crescendi aufschwingen. Und sanften Minimal-Folk ebenso wie fauchenden Fusion-Jazz mit nicht-westlichen Anklängen – bis hin zu einem 19-minütigen Stück, das wie eine Kollaboration zwischen Nurse With Wound und der Nihilist Spasm Band klingt. Es passiert kurzum auf In The Wind Of Night, Hard-Fallen Incantations Whisper eine Menge – und doch fügt sich alles nahtlos zusammen. Selbst in ihren aggressivsten und dissonantesten Momenten strahlen Širom Hoffnung aus. Das macht dieses Album umso eindrücklicher.

In The Wind Of Night Hard-Fallen Incantations Whisper
