Wenigen Bands ist es gelungen, einem so vielfältigen Sound – einer poppigen Melange aus retrofuturistischen Synths, Krautrock-inspirierter Motorik, Jazz, Drones à la Velvet Underground, Easy Listening und brasilianischen Einflüssen – einen derart hohen Wiedererkennungswert zu verleihen wie Stereolab. Und das, obwohl sie ihrer Avant-Pop-Variante des Post-Rock über die Jahre immer wieder neue Elemente beigemischt haben.
So auch diesmal, bei ihrem ersten Release seit anderthalb Jahrzehnten: Zehn Jahre lang lag Stereolab komplett auf Eis. »Immortal Hands« etwa ließe sich fast als Folksong bezeichnen. Trotz der ungewohnten akustischen Gitarre trägt er doch den unverwechselbaren Stereolab-Twist. Blasinstrumente waren zwar auch früher Teil des Bandkosmos. Doch selten drangen sie so tief ins Innere eines Tracks vor wie bei »Melodie Is a Wound« – ein munter mäandernder Shapeshifter, den Rob Frye von Bitchin Bajas mit seinem Saxofon in neue Gefilde abbiegen lässt.
Laetitia Sadier und Tim Gane, die beiden Songwriter und einzigen durchgehend aktiven Mitglieder seit Gründung 1990, zeigen auch hier wieder ihr Gespür für die Verbindung von Pop-Appeal und Avantgarde. Gemeinsam mit Andy Ramsay, Joe Watson, Xavi Muñoz und diversen Gästen entstanden Stücke, die gleichermaßen leichtfüßig und im besten Sinne irritierend wirken – vielleicht, weil in den Textzeilen, die Sadier mit gewohnter Nonchalance singt, Abgründe anklingen, wie sie derzeit auch die Nachrichtenlage prägt.