Review

Stimming

Alpe Lusia

Diynamic Music • 2016

Martin Stimming erinnert uns auf »Alpe Lusia« daran, wie rar Produzenten seiner Güteklasse hierzulande doch sind. Schleichend beginnend, manifestiert sich im Verlauf seiner vierten Albums diese Erkenntnis. Sie bleibt auch am Ende. Dafür sorgen die ausgeklügelten Kompositionen: Dessen typische Drum-getriebene Pluckerelectronic scheut vor großen Gesten nicht, bleibt jedoch trotz ihrer Melodieverliebtheit und teilweise balladesken Zügen ein ausgeklügeltes Werk, dem jeder Bombast fern ist. Stattdessen ist die audiovisualisierende Isolation des norditalienischen Aufnahmeortes gespickt mit überraschenden Momenten. In den besten formt Stimming sich aufbauende Melodiebögen mit grobkörnigen Elemente zu einer perfekten Symbiose. Den Ausblick auf das zu Erwartende gewährt »Prepare«, ohne mehr als nur die grobe Linie von »Alpe Lusia« zu verraten. Plätschern die Field Recordinsg anfänglich noch wie ein Gebirgsbach aus den Boxen, gesellen sich alsbald eine flankierende Piano-Figur, später dann ein Beat dazu. Vorangetrieben, emporgehoben, zusammenfallend: die Rezeptur ist stets ähnliche. Die Zutaten variieren jedoch deren Färbung: So ist schon »Planting Trees« ein sich nicht aus der Ruhe bringendes kraftvolles Biest, das stoisch an des Hörers Kräften zerrt. In »Parkling Lot« türmt Stimming die Trommel zu der Sorte Leute auf, der man noch nicht mal am helllichten Tag begegnen möchte, nur um eben jenen Hörer in »22degreehalo« wieder entstpannen zu lassen. Eine Achterbahnfahrt ist »Alpe Lusia« dennoch nicht. Eine Entdeckungsreise schon. Trotz des konzeptionellen Thematisierung der berglichen Abgeschiedenheit, ist »Alpe Lusia« freundlicher als man vermuten würde.