Ist »Lanquidity« das beste Album von Sun Ra Gegen ein Ja als Antwort spricht vermutlich, dass Herman »Sonny« Poole Blount, wie Sun Ra bürgerlich hieß, dafür einfach zu viele gute und überhaupt zu viele Platten hinterlassen hat, darunter afrofuturistische Klassiker wie »The Magic City«, »Atlantis«, »Disco 3000« oder »Space Is the Place«. Ein besonderes Sun Ra-Album ist »Lanquidity« aus dem Jahr 1978 aber definitiv. Wie der Titel andeutet, eine Zusammensetzung aus »languid«, träge, und »liquid«, geht es auf der Platte für Sun Ra-Verhältnisse bedächtig zu. Die Stücke fließen in ruhigem Groove, was dem Album den Ruf einbrachte, Sun Ras Fusion-Platte zu sein. Nennenswerte Rockeinflüsse, von einem verzerrten Gitarrensolo in »Where Pathways Meet« abgesehen, sind dabei nicht zu verzeichnen, Funk kommt am prominentesten beim Kontrabasslauf von »That’s How I Feel« ins Spiel. Ansonsten gibt es die für Sun Ra typische Mischung eigenwilliger Elemente, allen voran die kosmischen Synthesizerklänge, selbst wenn diese oft in den Hintergrund gemischt und zurückhaltend dosiert sind. Sein Weltraum-Jazz gerät auf »Lanquidity« durch die schleppenden Tempi und repetitiven Muster vorwiegend psychedelisch, am stärksten im abschließenden »There Are Other Worlds (They Have Not Told You of)«, einem Trip ganz weit nach draußen und der einzigen Nummer mit (Sprech-)Gesang. Weniger Urknallüberwältigung diesmal als vielmehr Transformation durch Supergalaxienhaufen. Dieses Reissue bringt das Album gleich in zwei Versionen, der gängigen und einem kompletten alternate take. Zwei mächtige Paralleluniversen, allein durch Nuancen unterschieden.
Lanquidity Deluxe Edition