Review

The Raconteurs

Help Us Stranger

Third Man • 2019

Nach gut zehn Jahren kommen The Raconteurs um Jack White und Brendan Benson mit ihrem dritten Album doch nochmal aus der Versenkung zurück. »Help Us Stranger« klingt auf Anhieb so vertraut und gut eingespielt, als wären sie nie weg gewesen, – und zugleich wie eine Zusammenstellung so ziemlich aller Subgenres des Rock: Da gibt es den Blues-Rock von »Somedays (I Don‘t Feel Like Trying)«, dann Folk-Rock mit Mundharmonika und eine Country-Ballade samt Fiedel-Solo zum Abschluss. Auf den Riff-basierten Garage-Rock Detroiter Prägung (»Don‘t Bother Me«) folgt die recht offensichtliche Queen-Hommage »Shine The Light On Me« und mit »Hey Gyp (Dig The Slowness)« ist gar ein Donovan-Cover am Start. Die Arbeitsteilung zwischen Benson und White – einer ist für die hymnischen Refrains zuständig, der andere für die wütenden Strophen und fuzz-getränkten Gitarrenriffs – funktioniert ebenfalls nach wie vor bestens. Zusammen mit der tighten Rhythmussektion aus Jack Lawrence und Patrick Keeler sowie der klaren, souveränen Produktion gibt es im Kosmos der Raconteurs nur eine Sache zu beanstanden – und das sind leider die Texte. Gleich das erste Stück »Bored & Razed« (statt »Born & Raised«) ist ein kleines Kalauer-Wortspiel, was höchstens ein schwaches Grinsen erzeugt, und Zeilen wie »I just wanna lie with you / I just wanna live a lie with you« klingen eher nach Siebtklässler-Versuchen, der englischen Sprache erste Doppeldeutigkeiten abzutrotzen. Gottseidank bleiben solche Ärgernisse aber die Ausnahme und überhaupt geht es hier vielmehr um den Sound, nicht um die Inhalte. Und kurzweiliger Spaß ist »Help Us Stranger« auch ohne viel Aussage allemal.