Review

Jack White

Blunderbuss

XL Recordings • 2012

Kaum ein Musiker jüngerer Generation weiß mit Mythos und Wahrheit so umzugehen wie Jack White. Ob das zwischen ihm und Meg White nun eheliche oder geschwisterliche Bände waren, die sie zusammenhielten, mögen auch angebliche Scheidungspapiere nicht wirklich auflösen – dafür ist Mr. White zu sehr Fuchs und der Rest der Menschheit zu misstrauisch. Aber okay, die White Stripes sind sowieso längst Geschichte und so richtig schweinebluesig wurde es danach nie wieder. Mit den Raconteurs und Dead Weather gab es zwar okaye Alben, aber war das jetzt der Ernst des Mannes, der mit »Ball & Biscuit« Menschen in ekstatische Verzückung versetzen konnte? Nun folgt mit »Blunderbuss« ein Solo-Album von White, das Hoffnungen weckte; muss White hier zumindest keine Kompromisse eingehen, sondern kann seinen eigenen Ideen folgen. Und die liegen genau in den Koordinaten Blues, Indie und Country. Leider. Denn der ungezügelte Wahnsinn, mit dem Jack White seine Stimme in den Rhythmus pressen kann oder die Gitarre ordentlich fingert, blitzt nur manchmal auf. »Freedom At 21« hinterlässt eine Ahnung davon, wie anstrengend es sein muss, diesem Impuls nicht zu folgen und doch sind das vielleicht die drei besten Minuten von »Blunderbuss«. Ansonsten gibt es wieder das Piano aus dem Wilden Westen, Akustikgitarren und säuselnden Background-Gesang. »Take Me With You When You Go« steuert am Ende zwar nochmal dagegen, doch gegen das leicht staubige Arrangement kann sich die Gitarre kaum durchsetzen. Aber das muss man wohl alles unter »Altersmilde« verbuchen. Einzig »Sixteen Saltines« lädt noch zum Auseinandernehmen des Wohnzimmers ein. Immerhin kann man zu dem Rest dann entspannt das Chaos wieder beseitigen.