Review

The Tallest Man On Earth

Henry St. Bone

Anti- • 2023

Der schwedische Songwriter Kristian Matsson macht auf seinem siebten Studioalbum nicht viel anders als auf seinen vorherigen Platten. Warum auch? Die Welt sehnt sich nach großen Geschichtenerzählern in der Musik. Dass Matsson als The Tallest Man On Earth diese Erwartungen erfüllt, zeigte er bereits mit seinem Debüt »Shallow Grave«. Der Vergleich mit Bob Dylan sitzt in der Musikkritik locker, bei Matsson passt er vom ersten Song an. Die Stimme, das Brüchige, das Reduzierte in seinem Sound. Ohne eine Kopie zu sein. Und nun: »Henry St.«, ein Album, das mal poppiger (»Slowly Rivers Turn«), mal pathetischer (»Looking For Love«), mal folkiger (»Major League«), mal selbstzweifelnder, karger (»Henry St.«) ausfällt.

In »Goodbye« verdichtet sich all das zu intensiven vier Minuten, die so nostalgisch zeitlos klingen, dass die Welt für einen Moment durch einen Sepia-Filter erscheint. Matsson konzentriert sich hier mehr auf die Innensicht, hadert, reflektiert mehr als zuvor – und mehr als auf dem Vorgänger, der ja aus Coverversionen bestand. In »New Religion« erzeugt die Atmosphäre die ganz großen Gefühle, während Streicher den Rhythmus umgarnen und Matsson dazu singt: »The world is a wonder and here you lie«. Diese Welt, ein Panoptikum des Staunens und der Verzweiflung. Wie alle großen Geschichtenerzähler beschränkt sich Matsson in seinen Liedern aufs Beschreiben. Zeigen, nicht erzählen. Und beim Hören klingen alle seine Worte, seine Sätze, seine Stücke so unendlich ehrlich schön.