Review

Ilgen-Nur

It’s All Happening

Power Nap • 2023

Ilgen-Nur hoppt von Wendlingen am Neckar, über Tocotronic nach Los Angeles und sagt ganz eindeutig: »It’s All Happening«. Die Julia Stone aus Baden-Württemberg macht Singer-Songwriter-Indie und hat sich über Corona in den US-amerikanischen always sunny Staat verliebt: Das zweite Album der gerade mal Siebenundzwanzigjährigen ist das Erzeugnis davon. Dass Ilgen-Nur eine ganz gute Zeit gehabt zu haben scheint, kommt jedenfalls in der knappen halben Stunde gut heraus. Die soulige und tiefe Stimme der Sängerin wird in den Feel-Good-Spirit getunkt und macht aus allem einen »Momentary Bliss«. Es ist halt ein »Sweet Dream«, ein »Star Light«, der sich über den »Dream Of Hell« erhebt: ein Stimmungsbild zwischen Palmen und Zitronenbäumen, Happy-Go-Lucky für die Weltschmerz-Zyniker. Falls man grad noch in der Melancholie versumpern wollte, kommt der nächste Dur-Akkord und reißt einen aus der Starre. Die Stolpergefahr auf ein Minimum gesenkt, fehlt in »It’s All Happening« ein bisschen die Kernigkeit oder das, was landläufig unter der Oberfläche schimmert. Aber vielleicht hat Ilgen-Nur damit ein gutes Argument für die Cozy-Season, die sich die nächsten Monate gegen die graue Tristesse erhebt. Ein Herbst-Album, also.