Die elektronische Musik Ungarns erfreut sich hierzulande ja nicht allzu großer Publicity. Von Tibor Szemző etwa gibt es normalerweise nicht sonderlich viel zu hören. Nachdem im Frühjahr seine Platte »Csoma« mit neuem Material erschien, folgt jetzt die Wiederauflage seines ersten Albums von 1987, »Snapshot From The Island«. Das Titelstück nimmt dabei den Löwenanteil ein, musikalisch wie zeitlich. Bassflöte, Stimme und sanft verfremdete elektronische Perkussion werden durch Delays gejagt und mutieren nach und nach in einem Trance-positiven Ritual. Ein 24-Minuten-Repetitionstrip durch verschiedene Dichtegrade, alles in allem recht luftig gehalten. Ähnlich offen angelegt, nur insgesamt kürzer, geht Szemző auf „Water-Wonder“ vor. Szemzős Flöte ist da zudem mehr bei sich. »Let’s Go Out And Dance« bietet zum Abschluss einen im Downtempo groovenden Ausflug in Exotica-artige Ambient-Easy-Listening-Gefilde. Hier kommen die Synthesizertöne des bis heute hoch produktiven Ethnopsychomusikers László Hortobágyi hinzu. Ob man Szemző damit, wie zum Teil geschehen, der Minimal Music zurechnen muss, ist ein bisschen die Frage. Wiederholung und Wiederholung ist ja nicht dasselbe. Bei ihm hat die etwas von ergebnisoffenem, meist freundlichen Fließen. Allzu große konzeptuelle Strenge sollte man nicht erwarten. Muss ja auch nicht immer.
Snapshot From The Island