Review

Tinariwen

Amatssou

Wedge • 2023

Man traut seinen Ohren kaum: Perlt da wirklich ein Banjo zwischen den inzwischen zum Markenzeichen gewordenen Gitarren von Tinariwen? Doch, kein Zweifel. Zwar klingen die legendären Touareg-Blues-Pioniere ganz nach sich selbst. Aber zugleich ist da etwas anders. Sogar Fiddle und Pedal-Steel-Gitarre gibt es auf ihrem neuen Album zu hören.

Es gibt viele Theorien darüber, wie viel Afrika in der populären Musik Amerikas steckt, vor allem natürlich im Blues, aber nicht nur dort. Schon der experimentierfreudige Banjo-Virtuose Bela Fleck erforschte die afrikanischen Wurzeln seines Instruments, spielte mit Musiker:innen in Tansania, Mali, Gambia, Senegal und Uganda zusammen. Die Verbindung zum Wüsten-Rock der Touareg scheint allerdings nicht zuletzt ästhetisch stimmig. Die klagenden Töne der Steel-Gitarre, die Daniel Lanois beisteuert, ergänzen die sehnsuchtsvolle Stimmung der Tinariwen-Musik. Fiddle und Banjo korrespondieren auf ihre Weise mit dem oft kopieren Stil der Band. Als wenn auch ein musikalischer Herzschlag die Nomaden der Sahara mit den Viehtreibern der nordamerikanischen Savannen verbände.

Was kulturell ein bisschen geflunkert wäre, da die Cowboys eine eher kleine Rolle in der Geschichte der Country-Musik spielen. Aber sei’s drum. Jack White (White Stripes) hatte vermutlich eher ein Gefühl im Sinn, als er Tinariwen nach Nashville einlud, wo sie mit Musikern der dortigen Country-Szene gemeinsam aufnehmen sollten. Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, aber dank moderner Kommunikationswege kam dieses Album dann doch zustande, das die Musik der Band um faszinierend funkelnde Facetten erweitert.