Review

Tinariwen

Live In Paris 2014

Wedge • 2015

Tinariwen bestehen seit 1982 und sind nach Eigenaussage die erste Tuareg-Band, die E-Gitarre spielen. Ähnlich nomadisch wie ihr Volk zogen die Mitglieder von Tinariwen durch Algerien und Libyen, wurden dann 2001 durch ein internationales Festival in Mali auch westlichen Ohren bekannt und bespielten danach Bühnen in aller Welt: Coachella, Glastonbury und Montreux sind da nur die bekanntesten. Durch die Zusammenarbeit mit so unterschiedlichen Musikern wie Santana, Wilco oder TV On The Radio könnte man meinen, dass sich der ureigene Sound der Sahelzone inzwischen verwässert hat, doch auf »Live In Paris 2014« beweisen Tinariwen genau das Gegenteil. Ihr Desert Blues wird auf den 12 Songs von der legendären Lalla Badi gesanglich unterstützt. Die 75-Jährige ist so etwas wie eine Mentorin der Band und Mitbegründerin des ausschließlich von Frauen gesungenen Tinde. Dies ist ihr erster Auftritt in Paris seit mehr als 30 Jahren und nicht nur deshalb etwas Besonderes. Nach wenigen eher akustischen Stücken zu Beginn zieht Tinariwen schnell alle Zuhörenden in ihren Bann aus zeremoniellem Gesang, Trance-induzierende Drones und dem malinesisch angehauchten, spitzen Gitarrenspiel von Band-Leader Ibrahim Ag Alhabib. Wenn man nun das Schicksal der Tuareg von Nomaden zu Flüchtlingen mit den kürzlichen Terroranschlägen von Paris, Beirut und Mali zusammendenkt, erscheint es jedenfalls um einiges sinnvoller, sich dieses Album zuzulegen und damit ein Zeichen für Völkerverständigung zu setzen anstatt ein Duran-Duran-Cover von Eagles Of Death Metal an die Charts-Spitze zu kaufen.