Man mag es kaum glauben: [Turnover](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/5362/turnover,) die auf »Good Nature« so zukunftsträchtig entspannt daherkommen, haben früher Lieder über Fingerverstümmelung und Hemisphärencarpaccio geschrieben. Wie viel davon metaphorisch gemeint war, konnte man nie wissen, denn als die Rockband sich 2009 in Virginia Beach gründete, florierten dort immerhin Punk- und Emoeinflüsse, entsprechend kratzbürstig klang ihres erstes Album bei Run For Cover Records Noch ihr zweites Album »Peripheral Vision«, das melodischer und athmoshärischer klang als ihr Debüt, war von depressiver Wehmut und morbider Bildsprache geprägt. Diesen Zwiespalt haben Turnover nun aufgelöst. Für »Good Nature« haben die Brüder Austin und Casey Getz sowie ihr Bassist Danny Dempsey die Zuversicht entdeckt und – wie schon zuvor, dem gut gemeintem Rat ihres Producers Will Yip entsprechend – ihren musikalischen Horizont ausgedehnt. Fündig geworden sollen sie unter anderem im Southern Soul und Cool Jazz sein. Jedenfalls beschwören hier weitgehend unbekümmerte Gitarrenlinien den Sound der Fernsehserie »O.C.Calofornia« herauf, in der es um Alltagsdramen von reichen Teenies ging, die eigentlich nie weltbewegend waren, weil die Zukunft der Kids schon vom Tag der Geburt an in trockenen Tüchern lag. Ähnlich gelassen verhandelt Sänger Austin Getz mittlerweile sein Verhältnis zur eigenen Bedeutungslosigkeit. Statt sich in Selbstmitleid zu suhlen, versucht er, die Schwere des Lebens leicht zu nehmen, indem er singt: »It can hurt my head, but it can sound so sweet«. Zwar klingt »Good Nature« zum Teil genauso eintönig, wie schon »Peripheral Vision« eher die Variation eines musikalischen Themas war als dessen Verhandlung. Tatsächlich aber gelingt gerade letzteres diesmal deutlich souveräner. Das Verträumte, dass die Stimmung des Vorgängers über weite Strecken trug, wird hier gewissermaßen geerdet – Song für Song, Stück für Stück.
Good Nature