Zuweilen stolpert man über Platten, deren schiere Existenz so essentiell ist, dass man sich fragt: Warum erst jetzt? Das gilt – um mit der Tür ins Haus zu fallen – eindeutig für diesen konzisen Einblick in die thailändische Musikszene zwischen dem funky Showband-Sound der 1970er-Jahre und dem Aufbruch in den Mainstream der 1990er. Wer sich dabei an Südafrikas Bubblegum-Ära erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch: Beide Szenen erfuhren mit der Digitalisierung eine Demokratisierung der Produktionsmittel. Studiotechnik wurde erschwinglicher, westliche Einflüsse durchlässiger.
Im Zentrum des Geschehens: der passend benannte Studiokomplex Golden Sound in der Sukhumvit Road in Bangkok. Wie weitgefächert die Rezeption von New Wave, Synth-Pop und anderen Einflüssen war, zeigt gleich der Opener von Krongthong Thatsanaphan. Fast als hätte Gary Numan Hand angelegt, verliert sich ein boogie-esker Popsong in futuristischen Synths – das klingt verblüffend aktuell und hätte auch auf einem Kate NV-Album Platz gefunden. Sunday Boys’ »Rak thoe mi‘ khlai« wiederum weckt Assoziationen an die Doobie Brothers und die Yacht-Rock-Ära. Too slow to disco, aber sexy genug, um damit zu später Stunde Herzen aufleuchten zu lassen. Eine Wiederentdeckung, die mehr ist als Retro-Exotik: ein Zeugnis kultureller Eigenständigkeit unter dem Radar.