Die Liebe für Disco-, Soul- und Funkplatten war für ihn nie weg. Joey Negro, der sich um die Jahrtausendwende als Jakatta ein goldenes Näschen mit schmalzigem House verdiente, veröffentlicht seit geraumer Zeit die Erinnerung an seine Jugend in Form von Compilations. »Ghetto Funk from Washington DC«, »Italo House« und »Supafunknova«, wahlweise mit Liebe remixed – Joey Negro wühlt sich durch Plattenläden dieser Welt, wie ein verzweifelter Goldgräber auf der Suche nach dem einen Klumpen Gold. Und er wird beneidenswert oft fündig. 2010 veröffentlichte er den ersten Teil der Compilation »Backstreet Brit Funk«. Die CD war schnell vergriffen, jetzt wird sie, auch auf Vinyl, auf Negros Z Records neu aufgelegt. Die Platte ist der unter der Oberfläche abtauchende Rückblick in ein England nach Punk und vor elektronischer Musik wie Techno und House. Zurück in eine Zeit, als Jazz funky und Funk jazzig wurde. Eine kulturelle Revolution im kleinen, ausgelöst durch einen Sound von Post-Punk-Kids, die sich amerikanische Funkplatten anhörten und dann etwas eigenes, roheres, englischeres machten. Die Musik von Savanna, China Burton oder Nigel Martinez eckte nicht an, man konnte trotzdem gut dazu feiern – der Konsens war schnell gefunden und schwappte wie eine Welle aus pumpenden Slap-Bässen und kitschigen Streichermelodien in die Londoner Clubszene, die im Viervierteltakt ihr eigenes »Saturday Night Fever« minus dem Disco-Pomp entfachte. Den Erfolg sicherte auch die findige Marketingidee, die Musik – Nationalstolz olé – unter Brit Funk zu vermarkten. Spätestens in den frühen 80ern war der Spaß aber wieder vorbei, weil die größeren Labels die Lunte rochen und jeden Furz mit Vierviertelgeklopfe und Streichereinsätze als Brit Funk anzünden wollten. Dementsprechend schwierig ist es heute, die eigentlichen Schätze zu bergen. Joey Negro hat uns diese Arbeit abgenommen. Funk on, Jazz Britannia!
Backstreet Brit Funk Volume 1