Review

Various Artists

Síntesis Moderna: An Alternative Vision Of Argentinian Music 1980-1990

Soundway • 2022

Wer argentinische Rock- und Popmusik verstehen möchte, muss sich mit der Geschichte des südamerikanischen Landes beschäftigen. Mitte der 1970er-Jahre kommt mit der Militärdiktatur eine Zensur der Musik. Rockbands legen die Gitarren nieder, harmlose Discogruppen übernehmen. Nachdem das Land 1983 zur Demokratie zurückkehrt, erfährt argentinische Musik einen neuen Aufschwung. Dieser spannenden Epoche widmet sich der von den Plattensammlern, DJs und Produzenten Ric Piccolo und Ariel Harari kuratierte Sampler »Síntesis Moderna«. Die 19 Stücke lassen keinen roten Faden erkennen. Techno, Funk, Post-Punk und Italo Disco – Stile vermischen sich so wild, wie die Zeiten damals gewesen sein müssen. »Running Away From You« von den Ultimate Warriors piept und knarzt. Die Snare-Drum klatscht, als würde man mit der flachen Hand auf den Schreibtisch schlagen. So rumpelig das Stück vorbeirauscht, so charmant wirkt es auch. »Operativo« von Carlus Cutaia klingt wie das etwas unbeholfene spanische Pendant zu Kraftwerk. Und »De Mamá Candombe« von Jorge López Ruiz verbindet Percussions mit 80er-TV-Ästhetik. All das klingt unschuldig und befreit. Einfach mal machen, muss das Mantra in den Studios von Buenos Aires, Córdoba und Rosario gelautet haben. Diese Spielfreude steckt an beim Hören, zeigt sie doch, wie auf Krisen auch immer gute Zeiten folgen.