Review

Vito Ricci

A Symphony For Amiga

Intelligent Instruments • 2017

Als der New Yorker Komponist Vito Ricci in den Achtziger Jahren eine Handvoll experimentelle Stücke auf Tape und Platte herausbrachte, hätte er wohl nicht gedacht, dass diese irgendwann so sehr gefeiert wird, dass ein erfolgreiches Reissue-Label den Namen eines seiner Alben trägt. »A Symphony For Amiga« ist sein erstes Album seit 30 Jahren, veröffentlicht über das neue Label Intelligent Instruments. Ricci komponierte über die Jahrzehnte viel für Künstler, Theaterstücke oder Orchester, allerdings knüpft die LP ganz bewusst in den Achtzigern an, angefangen damit, dass sie komplett auf einem Commodore Amiga komponiert ist, mithilfe der Music Mouse – einem seltsamen, von der Avant-Garde-Komponistin Laurie Spiegel entwickelten und genutzten Midi-Instrument, das Ricci in diesem Video genauer erklärt. Das Album hat aber nichts von Pastiche, Hommage, Nostalgie: »Symphony For Amiga« entpuppt sich (trotz E-Mu/ »Sledge Hammer«-Flötensample) als zeitloser, frischer Ambient-Diamant. Viel mehr trifft das Album mit seinen New-Age-Drones auf hypnotischen, perkussiven Loops recht präzise den Ambient-Zeitgeist. Die verschiedenen Tracks klingen kein bisschen so, als wäre die ungewöhnliche Instrumentierung eine Einschränkung gewesen, und zwischen einlullend und aufreibend eint sie Riccis ferne Gitarre und der verfremdete Gesang seiner Frau Lisa Vachon – zumindest auf einer Seite der LP, denn »A Symphony For Amiga« beinhaltet sowohl Vokal- als auch Instrumental-Versionen. Mehr Tracks wäre natürlich cool gewesen, aber man darf nicht vergessen: solch detaillierte, faszinierende, perfekte Musik auf einem Amiga zusammenzuschustern, muss mühselig sein.