Florian Schirmacher, Henrik Raabe und Jakob Seidensticker haben mit ihrem gemeinsamen Projekt Wareika schon Alben auf Labels wie Perlon, Visionquest und Mule Musiq veröffentlicht, die nicht selten passgenau auf die House-Floors dieser Welt zugeschneidert und allerdings stellenweise amtlich weird waren. »Tizinabi« für das dauerhaft verlässliche Label Ornaments fällt vor allem, aber nicht ausschließlich in die zweite Kategorie. Würde jemand dieses 45-minütige Stück als Mitschnitt eines besonders entspannten Theo-Parrish-Sets auf einem Boot vor der kroatischen Küste an einem sonnigen Sonntagnachmittag verkaufen, dürfte der Etikettenschwindel schätzungsweise nicht allzu schnell auffliegen. Der Trio jammt sich mit elektronischen und akustischen Mitteln durch verschiedene Intensitätsgrade und dosiert die Kickdrum dabei mit Vorsicht. Der Fokus liegt auf sich verknotenden Gitarren-Licks, zirkulären Piano-Melodien und synthetisiertem Grundrauschen. Der Groove entsteht aus dem melodiösen und harmonischen Miteinander und die Percussion klinkt sich eher als zusätzlicher Akzent dazu, anstatt Tempo und Marschrichtung vorzugeben. Fusion-Jazz in der Ambient-Variante, balearisch in der Stimmung und jamaikanisch in der Methode – Muckermusik von Menschen, die sehr viel Bock und wenig Geltungsdrang haben. Eines der ungewöhnlichsten, schönsten Alben dieses Sommers.

Tizinabi