Review

Wir (Audio88 & Kid Kabul)

Über die Einsamkeit des Einzelnen EP

hhv.de • 2013

Im Zuge der Neuauflage der Audio 88-Releases gibt es nun auch die EP »Über die Einsamkeit des Einzelnen« auf Vinyl. Hinter dem Wir stecken Audio 88, Kid Kabul und Ben. Audio 88 und Ben sorgen für (alp-)träumerisch-entrückte Raps, die sich herkömmlicher Schemata entziehen und dabei weder nach Reimen ringen noch nach Inszenierung streben, sondern vielmehr stilisierte Formen einer Introspektive liefern. Kid Kabul stellt der Gedankenwelt der beiden eine losgelöste Soundkulisse, die in elektronische Left Fields verweist. »Wir sind uns – Exildeutsche im exilen Deutschland, und füllen die Leere erneut mit Begriffen, die unserer Ordnung vorausgehen. Unsere Aussicht reicht von hier bis an den Punkt, an dem wir halten. An dem wir es schaffen, uns zu halten. An dem wir es schaffen, uns auszuhalten«, rappt Audio88 in »Jugend und Heimat und Exil«. Vor diesem Track gönnen uns die beiden ihre Gedanken zu »Rio de Janeiro«. Man meint, ihnen folgen zu können, obgleich man sie aufgrund der Distanz schaffenden Lyrics nicht begleiten kann. Sind die Synthies verwabert und die elektrisch verzerrten Drums abgeklungen, tut man sich jedoch schwer, wiederzugeben, wovon Audio88 und Ben gerade sprachen. Vieles erscheint beliebig, und Wanne Eickel würde ebenso gut als Chiffre funktionieren. Es ist zwar eine äußerst unmittelbare Methode, jede Assoziation aufzugreifen und weiterzuspinnen. Aber allzu oft laufen die Rap gewordenen Gedankenspiele ins Leere. Das ist Konzept und soll eben diese versinnbildlichen. Solange Audio88 solo unterwegs ist oder jemand wie Yassin neben sich hat, werden dabei grandiose Ergebnisse erzielt – dann gelingt die Artikulation von den und über die menschlichen Umwege zur Leere, zynisch poetisch in entsetzlich schönen und greifbaren Bildern. Hier jedoch wird Audio88 ständig ausgebremst.