Review

Yas-Kaz

Virgo Indigo

Studio Mule • 2020

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Wiederaufarbeitung der japanischen Musik der achtziger Jahre irgendwann bei Yas-Kaz ankommen würde. Fast zeitgleich zum Reissue seiner wohl bekanntesten LP »Jomon-Sho« durch das spanische Label Glossy Mistakes legt Studio Mule mit »Virgo Indigo« ein weiteres Album des Perkussionisten und Komponisten neu auf. Die im Jahr 1986 erschienenen sechs Stücke legen ein deutliches Zeugnis von Yasukazu Satos Auseinandersetzung mit Jazz ab, für den zehnminütigen Titeltrack wurde sogar Blue-Notes-Schwergewicht Wayne Shorter ins Studio geladen. Dessen bravouröses Endlos-Saxofon-Solo wird von Sitar-ähnlichen Drones und spannungsreichen Vibraphon-Patterns umrahmt – es ist eine ungewöhnliche Mischung, wie sie sich in verschiedenen Kombinationen durch das gesamte Album zieht und in stilistisch sehr diversem Material mündet. »Djidanda« ist eine hufscharrende Funk-Nummer, »Cara-Kira ~Windscape III~« und »Notari-Notari« balancieren zwischen New-Age-Aufbruchstimmung und dezidiert traditionellem Instrumentarium, während »Jasmin« fast schon Smooth-Jazz-Qualitäten aufweist. Wie so viele Alben, die zu dieser Zeit in Japan entstanden liest sich das auf dem Papier allerdings käsiger, als es letztlich klingt. Yas-Kaz’ freie Kombinatorik von dieser musikalischen Spielart und jener kulturell codierten Tradition ist dermaßen unbefangen, dass das Resultat aufregend und geheimnisvoll bleibt. Mehr noch: Die Dreistigkeit seiner transkulturellen Träume, die schwarze US-amerikanische Musik mit ostasiatischer Klassik und schrägen New-Age-Fantasien zusammenbrachten, sie wirkt über drei Jahrzehnte später aktueller denn je.