Review

Yo La Tengo

This Stupid World

Matador • 2023

In ihrer fast vierzigjährigen Bandgeschichte haben Yo La Tengo viele Rollen gespielt: Die gemäßigteste Noise-Rock-Band der Welt, die Erfinder des Ambient-Noise-Rock mit »And Then Nothing Turned Itself Inside-Out«, eine der besten Coverbands der Welt (mal als Condo Fucks, mal unter eigenem Namen), die Macher des besten Indie-Noise-Pop-Albums mit »I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass« und überhaupt absolute Kritikerlieblinge. Nur eines waren Yo La Tengo nie: austauschbar. An all das knüpfen sie mit »This Stupid World« wieder an. (Okay, nicht an die Cover-Band-Sache.) Die neun Songs der Band aus Hoboken, New Jersey bewegen sich wieder in traumwandlerischem Midtempo durch Gitarrenlandschaften, während Ira Kaplan und Georgia Hubley über das Vergehen der Zeit singen. (»One day walking, walking upon leaves and then snow.«) Alles noch etwas gemäßigter als bisher, stets so reduziert, dass die ersten Songs wie kleine Zeitkapseln wirken, so fragil, so unstet, man hört sie, bis sie nach drei, vier Minuten wieder in der Stille verschwinden, und bleibt mit der Frage zurück: Warum muss die Zeit so ein Arschloch sein? Und dann kommt der Titeltrack und reißt das alles mit seiner Gitarre ein, zerlegt alles auf sieben Minuten, wirft das Tamburin der Beach Boys auf besten Indie-Krach. »This stupid world, it’s killing me. This stupid world is all we have.« Beruhigend unberuhigend. Und auf diesem Album einfach perfekt umgesetzt.