Review

Younger Than Me

WAR1206

Warning • 2022

Younger Than Me hat sich ein interessantes Alias gewählt, wenn man es in Bezug zu seinem Sound setzt. Francesco Migrino, wie der italienischstämmige Wahlberliner bürgerlich heißt, scheint mit seiner Idee von Clubmusik nämlich tatsächlich ein Publikum erreichen zu wollen, das noch eine Spur jünger ist als er. Nur passend, dass er mit »WAR1206« beim Label und Kollektiv Warning gelandet ist, das mit seinem Stilmix aus Techno, Breaks und rauen Ghettotech-Anklängen seinen hyperaktiven Ansatz adäquat spiegelt. »Counter Future« prescht feist nach vorne und bedient sich muskalischer Tropen, die pardon, deutlich older than him sind. Will sagen: Der Track zelebriert das noch lange nicht auserzählte Neunziger-Revival schamlos. Sophie du Palais macht da nicht mit, sondern entschleunigt, entzieht der Nummer ihre aufgekratzten Gummikicks und die pausenlosen Ravestabs, setzt den Fokus auf Vocals und tech-housige Afterhour-Stimmung und macht damit alles richtig. Auf »The Early Sound Of Nothing« drosselt auch Migrino das Tempo, was dem Stück einen tooligen Charakter gibt. Spannung wird hier eher konserviert, nicht intensiviert. Nach etwa zwei Minuten folgt dann ein kurzer Hardcore-Break, nachdem sich irgendwann Pads im Stile Massimiliano Pagliaras einklinken. Die Ausgangsmelodie hingegen erinnert ein wenig an Autarkic. Viele Referenzen, die sich aufdrängen und auf den ersten Blick nicht immer zueinanderpassen, weil der Italiener stets auf der Suche nach dem Unerwarteten ist. Maruwa presst im Remix mit feinem Rave-Piano nochmal die letzten Kraftreserven aus der Elektrolyte-Mische.